Besuch der hr-Bigband
Jazz-Elite gibt sich in Turnhalle die Ehre
Marburg. Seit vielen Jahren bewirbt sich das Gymnasium Philippinum immer wieder um ein Konzert eines der herausragenden Ensembles des Hessischen Rundfunks. Am Donnerstag hat es endlich geklappt – dummerweise wird die Turnhalle des Gymnasiums gerade saniert. Die benachbarte Sophie-von-Brabant-Schule, wie das Philippinum eine Schule mit musikalischem Schwerpunkt, gewährte in ihrer Turnhalle Asyl.
Welch ein Glück für beide Seiten! Auf der Bühne der kleinen Turnhalle nahm ein Ausnahmeorchester Platz: Die Bigband des Hessischen Rundfunks ist eine von ganz wenigen Formationen ihrer Art, die mit fest engagierten Musikern arbeiten. Durchweg Ausnahmekönner übrigens. Sie gilt als eine der besten Bigbands weltweit.
Den Auftakt machten allerdings die Gastgeber vom Philippinum. Die Bigband spielte unter der Leitung von Alexander Meyer verblüffend souverän zwei Jazzstandards: „Agua de beber“ des Brasilianers Antonio Carlos Jobim und „Caravan“ von der Jazz-Legende Duke Ellington.
Doch kaum hatten die 2 Musikerinnen (ja, die Männerdomäne Bigband-Jazz ist aufgebrochen) und 15 Musiker der hr-Bigband Platz genommen, wurde vor allem den Musikern unter den Schülern schnell klar, wie lang der Weg wäre, um in dieser Band spielen zu können. Fünf bis sechs Stunden täglich habe er als junger Mann geprobt, erzählte der Saxofonist Tony Lakatos, einer der Stars des Ensembles.
Klassiker von Miles Davis bis Duke Ellington
„Phänomenal“, fand Tim-Lukas Reuter (18) das Konzert der Band aus Frankfurt. Der junge Trompeter, der gerade am Philippinum sein Abitur gemacht hat, will diesen Weg gehen. Er hat gerade die Aufnahmeprüfung bei Professor Malte Burba an der Musikhochschule Mainz bestanden, bei dem Professor, der den Jazzstar Till Brönner unterrichtete.
Gekonnt moderiert von den drei selbstbewussten Abiturienten Edip Yüzgülen, Johannes Schmidt und Johannes Schöneberger spielte sich die hr-Bigband gut eine Stunde lang durch ein mitreißendes und abwechslungsreiches Programm mit Jazzklassikern von Miles Davis, Duke Ellington, Ibrahim Abdullah und jazzigen Versionen von mediterranen Volksliedern.
Ganz nebenbei wurden die gastgebenden Schulen auf spielerische Weise sogar ihrem Bildungsauftrag gerecht. Wo erfährt man aus erster Hand schon einmal mit Musikbeispielen, was eine Blue Note ist, was Stile wie Swing oder Blues ausmacht oder wie man auf die Schnelle über vier willkürlich aus dem Publikum zugerufenen Akkorden improvisiert. Für die Musiker, die im vergangenen Jahr mit dem Echo für das beste Bigband-Album ausgezeichnet wurden, kein Problem. Organisator Alexander Meyer war rundum zufrieden: „Ein wunderbares Konzert. Die spielen in der Europaliga.“
von Uwe Badouin